Ein starkes Team für ein großes Projekt: Im Haus Maria vom Stein im Hintergrund zieht bald wieder Leben ein – und zwar aus allen Altersgruppen. Fotos: © Birte Schönhense

Vertragsunterzeichnung in der Schwimmhalle: Es freuen sich (v.l.) Michael Stratmann (Kita), Bürgermeister Weiken, Lutz Remmert (First Retail) und Projektleiter Marc Baumann.

Kita, Pflege, Wohnraum: Details und Zeitplan zum Millionen-Projekt in ehemaliger ZUE Rüthen

Kindergarten, Pflegeheim, Senioren-Wohnungen, ein Café und sogar eine Schwimmhalle mit Physiotherapie: Mit einem Investment von grob geschätzten 18 Millionen Euro soll das Haus Maria vom Stein, ehemals Flüchtlingsheim (ZUE), zukünftig wieder voll der Rüthener Bevölkerung gewidmet sein. Am Freitag überzeugten sich alle Beteiligten beim Vor-Ort-Termin.

Rüthen – Das Wetter gab sich alle Mühe, die wunderschöne Aussicht über den Schneringer Berg in Szene zu setzen, als Investoren, Stadt und Kindergarten-Vertreter am Freitagmittag in dem riesigen Gebäude zusammenfanden. Und auch sonst wirkt der Innenbereich so gepflegt, als wären gerade erst die Vinzentinerinnen ausgezogen – und nicht die Bezirksregierung, die hier seit 2014 tausende Menschen untergebracht hatte. 

Lutz Remmert von der Bielefelder Investoren-Gesellschaft „First Retail“ schwärmte von der guten Bausubstanz, die nun noch einmal energetisch voll aufgewertet werden soll. Bürgermeister Peter Weiken zeigte sich überzeugt: „Das ist genau das, was Rüthen braucht.“ So auch der Kindergarten-Träger, die katholische Kita GmbH: Deren Geschäftsführer Michael Stratmann nannte die Planungen einen Glücksfall. 

Wir geben einen Überblick über alle Einzelheiten. Eins vorweg: Sämtliche Anträge zur Umnutzung des Gebäudes liegen dem Kreis Soest bereits vor. Aber noch fehlen freilich die Genehmigungen. Aktuell muss nämlich noch die nötige Rechtsgrundlage geschaffen werden, zum Beispiel weil der jetzige Bebauungsplan gar keine Kita-Nutzung erlaubt. Aber Bürgermeister Weiken hat die Landrätin eingeschaltet und blickt einer schnellen Lösung zuversichtlich entgegen.

Kindergarten

Am 1. August 2021 wird eine Dependance des Rüthener Kindergarten St. Josef am Schneringer Berg eröffnet: Die Kita zieht zunächst in das sogenannte Haus Maria mit roten Backsteinen am Westende des Gebäudes. Der Kindergarten wird zwei Gruppen beherbergen und nach dem offiziell vorgeschriebenen Raumkonzept eingerichtet: Die Sanitäranlagen werden kindgerecht erneuert, die Böden ausgetauscht, Wand- und Deckenbeläge teils erneuert, alles mit Kita-typischem Mobiliar eingerichtet und das Außenspielgelände eingefriedet. Besonders Kita-Leiterin Stefanie Schmidt ist wichtig, dass die neue Kita nicht als Zweigstelle, sondern als vollwertiger Teil des Josefskindergartens gesehen wird. „Wir sind ein Kindergarten mit zwei Standorten.“

Und dieser neue Standort wird sich voraussichtlich nur ein Jahr später noch weiter vergrößern: Frühestens zu August 2022 soll die Einrichtung vom Haus Maria umziehen können in den östlichen bzw. mittleren Trakt des Gebäudes. Der teilweise als Anbau neu errichtet wird: Östlich des jetzigen Hauses, im Bereich der Garagen, entsteht der Neubau. Zunächst drei Gruppen, später bei Bedarf vier Gruppen bietet der Kindergarten Platz, der auf Höhe des Gartens entsteht. Der 1200 Quadratmeter große Außenbereich rund um die Schwimmhalle wird dann zum Spielplatz der Kleinen.

Ziel dessen ist Sommer 2022, möglicherweise muss dieser Zeitplan überschritten werden. Kita-GmbH-Geschäftsführer Michael Stratmann jedenfalls verspricht sich viel vom endgültigen Projekt: In der Schwimmhalle direkt nebenan wäre für die Kinder von Wassergewöhnung bis zu Schwimmkursen vieles möglich. Stefanie Schmidt betont, dass der Standort auch der inklusiven und generationenübergreifenden Arbeit zugute komme. Schließlich ist die Kita künftig Teil eines richtigen Mehrgenerationenhauses.

Pflegeheim

Denn direkt oberhalb des Kindergartens soll ein stationäres Pflegeheim mit 80 Pflegeplätzen entstehen. Investieren will hier die Convivo-Unternehmensgruppe mit Sitz in Bremen. Über 100 Pflegeeinrichtungen, Wohngemeinschaften und Co. vereint die Gruppe bereits. Das Versprechen: Mehr Leistung beim vergleichbaren Preis einer hochwertigen Pflegeeinrichtung – aber ein Umzug sei nicht mehr nötig.

Senioren-Wohnungen

Denn neben dem Pflegeheim sollen ja auch noch barrierefreie Wohnungen entstehen. Zunächst sind im Westtrakt 27 Zwei-Raum-Wohnungen geplant, in einem zweiten Schritt sollen daraus 31 werden – denn im Haus Maria, wo zunächst die Kita unterkommt, sollen später auch noch Wohnungen eingerichtet werden. Mieter haben die Wahl zwischen Wohnflächen von 49 bis 78 Quadratmetern. Überall, also auch im Bad, wird auf Barrierfreiheit geachtet. Und: Der Pflegedienst ist direkt vor Ort – möglich ist also auch eine (Notfall-)Versorgung in der Wohnung.

Wichtig: Seit Bekanntwerden der Pläne häufen sich die Nachfragen nach Pflegeplätzen und Wohnungen bei Stadt und Investor. Doch noch können keine Wohnungen reserviert werden; zumal beide Stellen nicht zuständig wären.

Tagespflege

Abgerundet wird das Angebot mit einer Tagespflege, die auf 600 Quadratmetern im östlichsten, bereits bestehenden Gebäude auf dem Gelände einziehen soll. Praktisch ist der direkte Zugang zu Parkflächen, da die Kundschaft bekanntlich tagsüber betreut und abends wieder nach Hause gebracht wird.

Café und Schwimmbad

Im Eingangsbereich soll ein Café oder Bistro mit Terrasse entstehen, in das auch die sonstige Rüthener Bevölkerung einkehren kann. Ebenso zur Verfügung stehen soll das Schwimmbad: Bekanntlich existiert noch die von den Vinzentinerinnen angelegte Schwimmhalle mit großer Fensterfront zum Schneringer Berg. Zu ZUE-Zeiten wurde das Becken abgedeckt und der Raum als Aufenthaltsraum genutzt. Nun soll die Schwimmhalle reaktiviert und angegliedert werden an eine Physiotherapie-Praxis. „Das wird natürlich kein Spaßbad“, erklärt Lutz Remmert, „ob dann hier zum Beispiel Kurse für Unterwassergymnastik oder sonstiges angeboten werden, muss der Investor entscheiden.“

Wichtig: Die verschiedenen Einrichtungen, also auch der Kindergarten, bekommen jeweils ihre eigenen Zugänge. Spätestens 2023 soll die Gesamtmaßnahme abgeschlossen sein. Gekauft hat die First-Retail-GmbH das Gebäude zwar schon. Die Handwerker dürfen dennoch nicht schon kommende Woche anrücken: Bis Ende April hat die Bezirksregierung Arnsberg das Gebäude noch offiziell angemietet, zudem sind wie erwähnt noch rechtliche Fragen offen.

Am Ende wird das Mehrgenerationenquartier von lediglich zwei Parteien angemietet: Der Stadt beziehungsweise dem Kita-Träger für den Kindergarten sowie der Convivo-Gruppe für den Pflegebereich. Für den Kindergarten wurden jedenfalls am Freitag bereits feierlich Verträge unterschrieben: Ein schönes Startsignal für das millionenschwere Projekt.

++++ Kita-Personal gesucht ++++

Für die neue Kita wird Personal gesucht – mindestens sechs Erzieher ab August 2021. Ansprechpartnerin ist die Regionalleiterin der katholischen Kita-GmbH Anja Nicolin, Tel. (0291) 99168239anja.nicolin@kath-kitas-hellweg.de. Bei pädagogischen Fragen hilft Kita-Leiterin Stefanie Schmidt, Tel. (02952) 2715.

Birte Schönhense, „Der Patriot“, Redaktion Rüthen

Dieser Artikel wurde von Frau Birte Schönhense am 09. April 2021 um 16:44 Uhr veröffentlicht und ist am 10. April 2021 in der lippstädter Lokalzeitung „Der Patriot“ erschiene